In seinem Buch „Forcing Chess Moves“ definiert Charles Hertan den zwingenden Zug so: „Ein zwingender Zug ist ein Zug, der die Möglichkeiten des Gegners einschränkt, indem er eine konkrete Drohung aufstellt, wie etwa Matt oder Materialgewinn.“ Na klar, werden Sie sagen. Aber ist das wirklich so selbstverständlich?
Härte und Zwang weiterlesenArchiv der Kategorie: Eröffnungstheorie
Strategie und Taktik
Ich vertrete die Ansicht, dass sich Schachpartien als Serie von taktischen Entscheidungen entwickeln und die sogenannte Strategie höchstens als Entscheidungshilfe eine gewisse Bedeutung hat.
Strategie und Taktik weiterlesenHans Müller
Mein allererstes Schachbuch war „Knaurs Schachbuch“, ein Erbstück meines Cousins Gerhard Sutter. Eine Partiensammlung von praktisch unkommentierten Partien, die heute noch nachgedruckt wird. Durch sie lernte ich die frühen Helden der Schachgeschichte kennen, Morphy, Steinitz, Tarrasch, Lasker, Capablanca und Aljechin. Mein zweites Schachbuch war Hans Müllers „Angriff und Verteidigung“ in der Erstausgabe von 1960. Einige Zeit darauf folgte „Botwinnik lehrt Schach“, ebenfalls von Hans Müller, welches bereits 1949 erschienen war, das Hauptwerk Hans Müllers. Es ist ein Klassiker der Schachliteratur.
Hans Müller weiterlesenDie Kontroverse
Magnus Carlsen und Garry Kasparow haben um 2009 über ein Jahr lang viel zusammen analysiert, gespielt und Meinungen ausgetauscht. Dass ein Ex-Weltmeister seinen späteren Nachfolger coachte, war nicht neu, denn Kasparow selber ging bei Botwinnik in die Schule. Allerdings waren sich die beiden Superstars des modernen Schachs über die Spielauffassung nicht einig. Carlsen sagte darüber, dass Kasparow ein Forscher wäre, der alles endgültig bewerten wollte, während er selber eine eher spielerische, pragmatische Einstellung – ähnlich der Karpows – hätte.
Die Kontroverse weiterlesenSizilianisches Vierspringerpiel
Kennen Sie den Namen „Sizilianisches Vierspringerspiel überhaupt? Nein? Kein Wunder. Aber es hätte bereits 15’000 Mal im Turnier vorkommen können. Ist es hinwiederum auch nicht, denn meistens leiten die Weiss-Spieler in andere Varianten über und mir liegen nur rund 2’000 Partien vor.
Sizilianisches Vierspringerpiel weiterlesenDas Glück des Tüchtigen
Jeder Schachspieler träumt davon einen Grossmeister zu schlagen. Die Gelegenheit dazu ergibt sich normalerweise in der ersten Runde eines Opens. Wie wir alle wissen passiert das kaum einmal und die ersten 20 Bretter enden alle mit 1:0 oder 0:1 für den Stärkeren falls der Stärkste gegen den Schwächsten, der Zweitstärkste mit dem Zweitschwächsten usw. gepaart werden. Ich stelle Ihnen hier eine Partie mit dem rekordverdächtigen Delta von 865 Elo vor.
Das Glück des Tüchtigen weiterlesenDer Variantenkoffer
Der österreichische Grossmeister Ernst Grünfeld bereitete sich akribisch auf seine Gegner vor. Er sammelte alle Partien aus Zeitschriften und Büchern in Sammelmappen, ordnete sie nach Eröffnungen und versah sie mit Anmerkungen. Er pflegte die Eröffnung sehr schnell zu spielen und verliess sich auf sein ausgezeichnetes Gedächtnis. Seine Kollegen nannten diese Aufzeichnungen den „Variantenkoffer“ und prägten damit diesen Begriff. Der Schachhistoriker Michael Ehn hat den ersten Band einer Grünfeld-Biographie so benannt. Ein zweiter Band ist nie erschienen.
Der Variantenkoffer weiterlesenOptionen
Schrotteröffnungen können unter gewissen Voraussetzungen durchaus attraktiv sein. Man sollte erstens nach normalen Gegenzügen nicht von vorneherein schlecht stehen. Zweitens sollte diese Eröffnung nicht allzu häufig gespielt werden, weil dann der Gegner voraussichtlich nicht perfekt Bescheid weiss. Drittens, und am wichtigsten: Die Widerlegung muss kompliziert sein.
Optionen weiterlesenTheoretische Neuerungen
Computerzüge fliessen unendlich langsam in die Eröffnungstheorie ein. Ich habe 2016 „Zwingende Züge“, ein Buch über Evans Gambit veröffentlicht und 2018 vollständig überarbeitet. Schon 2016 empfahl ich einen Computerzug in einem der wichtigsten Abspiele. Seither ist das im Turnier ein einziges Mal vorgekommen. Eine andere Empfehlung ist zweimal vorgekommen und ich fand sogar eine Stammpartie.
Theoretische Neuerungen weiterlesenSchrotteröffnungen
Hikaru Nakamura hat kürzlich einen ‚Speedrun‘ mit ‚Garbage Openings‘ und einen mit Gambits gemacht. Wie üblich hat er alle Partien gewonnen, und das obwohl er mehr mit Chatten als mit Spielen beschäftigt war. Schrotteröffnungen sind seiner Ansicht nach solche, die auf GM-Niveau nicht gespielt werden, weil sie sozusagen von Anfang an ums Remis betteln. Als Schwarzer bevorzugte er als Schrott Skandinavisch und Budapester.
Schrotteröffnungen weiterlesenDie perfekte Partie
In den letzten Jahren habe ich viel konkretes Wissen gesammelt, indem ich meine Blitzpartien analysiert habe. Zwischenhinein gelingt mir dann eine perfekte Partie.
Die perfekte Partie weiterlesenJänisch
In meiner Fernschachzeit, um 2010 herum, galt das Jänisch-Gambit als widerlegt. Und zwar wegen einer Computervariante, die kurz vorher entdeckt worden war, aber in der Praxis schon 1966 auftauchte. Auch Bobby Fischer machte 1970 noch den alten Zug.
Jänisch weiterlesenMagzy Bogues
Magzy Bogues dürfte manchem Schachspieler ein Begriff sein. Es ist der Nickname, unter dem Magnus Carlsen auf Chess24 Banter-Blitz spielt. Der wahre Bogues ist als Muggsy Bogues bekannt. Eine Basketball-Legende. Er ist nur „five foot three“ gross, 159 cm. Aber er spielte ungeheuer wendig und trickreich.
Magzy Bogues weiterlesenKevins Gambit
2015 hatte ich diesen Beitrag über Kevins Gambit verfasst. Damals traten die Computer dieser Idee durchaus skeptisch gegenüber. Das hat sich unterdessen geändert. Ich fände es schade meine damaligen Erkenntnisse einfach umzuschreiben und stelle hier eine theoretische Betrachtung meiner persönlichen Hauptvariante vor.
Kevins Gambit weiterlesenSosin
In seinem letzen Banter-Blitz hatte Peter Svidler eine seltene Eröffnung auf dem Brett. Er merkte an, dass er einen Einfall hatte, als er überlegte, warum niemand den Sosin spielt. „Vielleicht, so dachte ich, ist der Grund dafür, dass der Sosin einfach schrecklich unterrepräsentiert ist und es in der Tat eine wunderbare Eröffnung ist, die Weiß einen großen Vorteil verschafft. Also analysieren wir es doch mit einer guten Engine. Etwa anderthalb Stunden später habe ich das Projekt abgebrochen. Weil Sosin aus einem offensichtlicheren Grund schrecklich unterrepräsentiert ist. Es ist einfach nicht sehr gut.“
Sosin weiterlesenDie Schwierigkeit der Aufgabe
Eine Schachpartie besteht im Wesentlichen aus einer Kette von Entscheidungen. Je schwieriger die Entscheidungen sind, umso höher die Fehlerquote. Meines Wissens hat einzig Rudolf Spielmann in Richtig Opfern! darauf hingewiesen: Nicht oft genug kann ich betonen, dass in der praktischen Partie keineswegs die objektive Sachlage, sondern die relative Schwierigkeit der zu bewältigenden Aufgabe entscheidet.
Die Schwierigkeit der Aufgabe weiterlesenEröffnungsstatistik
In meinem letzten Beitrag haben wir gelernt, dass schwache Spieler in der Eröffnung schwache Züge machen, starke Spieler starke Züge. Das habe ich dort anhand von Evans‘ Gambit untersucht, einer taktischen Eröffnung. Wie sieht es bei ‚gewöhnlichen‘ Eröffnungen aus? Etwa Damenindisch?
Eröffnungsstatistik weiterlesenLernen
Die Wahl von guten oder schlechten Eröffnungszügen korreliert stark mit der Spielstärke. Starke Spieler machen starke Züge, schwache schwache. Aber weshalb? Jeder Turnierspieler hat einen Computer, und damit die Gelegenheit, starke Züge innert wenigen Minuten einzustudieren. Und trotzdem…
Lernen weiterlesenKaffeehausschach
Die gute alte Kaffehaus-Tradition lebt stellenweise fort. Ist aber selten geworden. Im Gegensatz dazu erlebt der Kaffehausstil im Internet seine Blüte. Ich pflege morgens zum Kaffee ein paar Blitzpartien zu spielen, und treffe da regelmässig meine indische, iranische und russische Kundschaft. Und natürlich die Deutschen und die Türken, die sind zu jeder Tages- und Nachtzeit da.
Kaffeehausschach weiterlesenSchablone
Gerade eben habe ich meine Frühstücks-Kaffee-Partie gewonnen. Daraufhin habe ich mich gewundert, ob die Stellung nach dem 9. Zug von Schwarz bereits vorgekommen ist. Sie ist.
Schablone weiterlesenGebratene Leber
Die Amerikaner kennen eine Variante, die sie „fried liver attack“ nennen. Ben Finegold z.B. bezeichnet schon 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 so, völlig zu Unrecht. Die Bezeichnung soll von der Redewendung „dead as a fried liver“ herrühren, was ich allerdings stark bezweifle.
Gebratene Leber weiterlesenDie Preussische Partie
Im deutschen Sprachraum wird die Zugfolge 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 d5 gelegentlich als preussische Partie bezeichnet, obwohl Preussen nach dem zweiten Weltkrieg aufgehört hat, zu existieren.
Die Preussische Partie weiterlesenFünfzehn zu Null
Drachenspieler sind eine ganz besondere Spezies unter den Schachspielern: Extrem innovativ, stur und leidensfähig. Sie lassen sich auch von miesesten Resultaten nie entmutigen und tüfteln immer neue Tricks aus.
Fünfzehn zu Null weiterlesenAlapin-Spanisch
Es ist keine Schande, wenn Sie die Alapin-Variante im Spanisch nicht kennen. Sie stammt von Simon Alapin, der sie zwischen 1896 und 1900 16-mal mit recht guten Ergebnissen anwandte. Magnus Carlsen hatte damit 2014 in Norwegen – offenbar unter dem Radar der Öffentlichkeit – eine Blitzpartie gegen Sergei Karjakin gewonnen, und in der Pro-League 2018 wendete er sie zweimal an. Er gewann beide Partien.
Alapin-Spanisch weiterlesen