Magzy Bogues

Magzy Bogues dürfte manchem Schachspieler ein Begriff sein. Es ist der Nickname, unter dem Magnus Carlsen auf Chess24 Banter-Blitz spielt. Der wahre Bogues ist als Muggsy Bogues bekannt. Eine Basketball-Legende. Er ist nur „five foot three“ gross, 159 cm. Aber er spielte ungeheuer wendig und trickreich.

Bilbas – Magzy Bogues
Chess24 Banter Blitz, 3’+0“
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 d5 5.exd5 b5 6.Lf1 Sd4 7.c3 Sxd5 8.cxd4 Dxg5 9.Lxb5+ Kd8 10.O-O Sf4 11.Df3 e4 12.Dxe4 Sh3+ 13.Kh1 Dxb5 14.d3 Tb8 15.Sc3 Dd7 16.gxh3 Tb4 17.Kg1 Txd4 18.Df3 Dxh3 19.Lg5+ Le7 20.Lxe7+ Kxe7 21.Tfe1+ Kd8 22.Dxh3 Lxh3 23.Te3 Lf5 24.Sb5 Td5 25.Sxa7 Kd7 26.Tc1 f6 27.Sc6 Te8 28.Sb4 Txe3 29.fxe3 Tb5 30.a3 c5 31.Sa6 Txb2 32.Sxc5+ Kd6 33.e4 Lh3 34.Sa4 Tg2+ 35.Kh1 Ta2 36.Sc3 Td2 37.Sd5 Txd3 38.Sf4 Txa3 39.Sxh3 Txh3 40.Tg1 g5 41.Tf1 Ke6 42.Te1 Ke5 43.Kg2 Th4 0-1

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 d5 5.exd5 b5

Nach 5…Sa5 der zweit beliebteste Zug an dieser Stelle. Dasselbe hatte Magnus‘ Gegner als Schwarzer in der vorherigen Partie gespielt und er hoffte, damit besser abzuschneiden als dieser.

Weiss kann einen Bauern gewinnen, 6.Lxb5 Dxd5 7.Lxc6+ Dxc6 8.O-O, sollte er aber nicht. Die Theorie setzt mit dem geradlinigen 8.O-O Lb7 9.Df3 e4 10.Db3 O-O-O fort.

11.Sxf7? verliert wegen 11…e3 12.f3 e2 13.Te1 Lc5+ 14.Kh1 Sg4.

Daher 11.Dh3+ Kb8. Jetzt kam 12.Sxf7 Td5 13.Sxh8?? Th5 in einer Partie von 1953 vor. Weiss wurde nach 14.Dc3 Lc5 15.Kh1 e3 16.f3 Sg4 17.d4 Txh2+ 18.Kg1 Th1+ mattgesetzt.

Nach 13.d3 exd3 14.Sxh8 dxc2 15.Sc3 Th5 16.Df3 Ld6 17.Dxc6 Lxh2+ wird es ein ewiges Schach.

6.Lf1 Sd4 7.c3 Sxd5 8.cxd4 Dxg5 9.Lxb5+ Kd8 10.O-O

Die Hauptvariante. Das hatte ich schon zig Mal auf dem Brett, aber nur als Weisser, denn ich halte wenig davon. „Was nun?“ fragte sich Magnus. „Sf4? Sieht gut aus.“ Er hatte somit keinen Schimmer, denn hier fängt die Variante eigentlich erst an.

10…Lb7 11.Df3 Tb8 ist die korrekte Zugfolge. Jetzt 12.dxe5. Dieser Zug wurde erst im 21. Jahrhundert entdeckt! Vorher pflegte man 12.Sc3 exd4 13.d3 zu spielen. Darauf ergibt die Neuerung 13…Se7 ein ausgeglichenes Spiel, etwa 14.Lxg5 Lxf3 15.gxf3 dxc3 16.Lc4 cxb2 17.Tab1 Kd7 18.Lb3 Sf5 19.Txb2.

10…Lb7 11.Df3 Tb8 12.dxe5, jetzt ist 12…Sf4 ein Fehler wegen 13.Dg3 und Schwarz hat nichts für die zwei Bauern, denn 13.Dg3 Dxe5 14.d4 Dxb5 15.Lxf4 wäre katastrophal.

12…Se3 ist das Einzige. 13.Dh3 Dxg2+ 14.Dxg2 Sxg2 15.d4. Ich warne vor dieser Stellung. Der Mehrbauer ist nicht so viel wert, wie es scheint. Gerade gegen 15…f6 16.f4 Sh4 habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.

11…Sf4

„Oh, he has bishop c6, that’s a mess.“ 11.Lc6, jetzt kommt auf 11…Lg4 12.Lf3, aber Schwarz hat einen Rettungsversuch, der Weiss einiges taktisches Sehvermögen abverlangt: 12…e4 13.Lxg4 h5 14.d3 hxg4 15.dxe4 Dh6 16.Lxf4 Dxf4 17.g3 Dh6 18.h4 g5 19.Kg2 gxh4 20.Th1.

„Ich dachte nur an 11.Df3 und dann habe ich 11…e4.“

11.Df3 e4

Allerdings war 11…Sh3+ 12.Kh1 e4 genauer, denn jetzt geht 12.Dg3 Dxb5 13.Dxf4.

12.Dxe4 Sh3+ 13.Kh1 Dxb5

„Ich denke, er hat diesen Doppelangriff übersehen, aber es ist immer noch nicht klar.“

14.d3 Tb8

Zuerst sieht er 14…Lb7 15.Dh4+. Dann 14…Db7 15.gxh3. „aber 14…Tb8 kann nicht allzu schlecht sein. Nach 15.gxh3 verliert er die Dame.“

15.Sc3 Dd7

15…Dh5 16.gxh3 Ld6 wäre besser gewesen. Er erwägt nur 15…Df5 mit Damentausch. „Ich mach einfach mal 15…Dd7. Er nimmt den Springer, dann Tb4.“

16.gxh3 Tb4 17.Kg1

Das ist ein Fehler, weil Weiss nun auf 17…Lb7 wegen der Fesselung 18.d5 nicht hat. Nach 17.Df3 Lb7 18.d5 bleibt die Partie offen.

17…Txd4

Ein „no brainer“.

18.Df3 Dxh3

„Er hat 19.Lg5+, aber ich denke 19…Le7 geht.“

19.Lg5+ Le7 20.Lxe7+ Kxe7 21.Tfe1+ Kd8

„Natürlich Kd8, das ist aktiver als Kf8.“

Es ergibt sich ein ausgeglichenes Endspiel, in dem Schwarz immer etwas Initiative hat.

22.Dxh3 Lxh3 23.Te3 Lf5 24.Sb5

Vorsichtiger 24.Se4, denn nun ginge 24…Tb4 25.Sxa7 Ld7, was den Springer ins Abseits stellt. Nach 26.Tc1 Txb2 27.Sc6+ Lxc6 28.Txc6 Txa2 hat Schwarz einen Bauern mehr, aber von einem Gewinn kann noch nicht die Rede sein.

25…Td5 25.Sxa7 Kd7 26.Tc1 f6 27.Sc6 Te8

„Ich habe die Drohung 28.Te7+ übersehen.“

Te7+ war keine wirkliche Drohung. 27…Txd3 28.Te7+ Kd6 29.Txg7 Ta8 mit Ausgleich.

Der Textzug ist ein Fehler. 28.Txe8 Kxe8 29.Te1+ Kf7 30.Se7 Tb5 31.a4 Ta5 32.b4 gewinnt eine Figur.

28.Sb4 Txe3

Und noch einer. 29.Txc7+ Kxc7 30.Sxd5+ Kd6 31.Sxe3 Lxd3 wäre sehr hübsch gewesen. Jetzt sollte es remis werden, aber mit je zwanzig Sekunden pro Spieler ist das Resultat sehr vorhersehbar…

29.fxe3 Tb5 30.a3 c5 31.Sa6 Txb2 32.Sxc5+ Kd6 33.e4 Lh3 34.Sa4 Tg2+ 35.Kh1 Ta2 36.Sc3 Td2 37.Sd5 Txd3 38.Sf4 Txa3 39.Sxh3 Txh3 40.Tg1 g5 41.Tf1 Ke6 42.Te1 Ke5 43.Kg2 Th4 0-1

Einen Zug vor dem Matt überschritt Weiss die Zeit.

Ich habe in „zwingende Züge“ behauptet, dass Lasker im Turnier etwa so stark war wie Magnus im Blitz. Eine 3-Minuten-Blitzpartie ist natürlich kein Gradmesser für eine solche Behauptung, vor allem, sobald die Spieler weniger als eine Minute übrig haben. Ich habe aber auch 3’+2“ Blitzpartien geprüft, und gefunden, dass es von der Genauigkeit her in etwa so ist. Allerdings wurde zu Laskers Zeiten wenig konkret gespielt und der Vergleich hinkt rein schon deswegen, weil in Magnus‘ Blitzpartien kaum strategische Manöver vorkommen. In taktischen Partien Laskers hingegen liegt die Fehlerquote etwa im Bereich derer von Carlsens Blitzpartien.