1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3 Dh4+ 7.g3 Dh5
Schwarz wird nach 8.exf5 mit 8…Sf6 einen Bauern anbieten, daher handelt es sich um ein Gambit. Diese Stellung hatte ich im Blitz schon über 200 Mal auf dem Brett. Ich war versucht, ihm meinen Namen zu geben, aber „Ehre, wem Ehre gebührt“. Es war mein Mannschafts-Kollege Kevin Cremer, der mir 6…Dh4+ vorschlug, als ich mich über 6…Sh6, was ich bis dahin gespielt hatte, beklagte. Er lieferte mir auch gleich die korrekte Spielweise nach, für den Fall, dass Weiss das Gambit annimmt.
Das angenommene Gambit
1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3
Dies Stellung kann aus dem abgelehnten Miles‘ Gambit entstehen.
6…Dh4+ 7.g3 Dh5
Das ist Kevin Cremers Entdeckung.
8.exf5
Dieser Zug kam in der ganzen Schachgeschichte erst drei Mal vor. In Taddei-Sharif, Frankreich 2003 geschah nun 8…exf5, welchen Quatsch ich mich weigere, zu analysieren. In Porat-Gajewski, Chalkidiki 2003, kam 8…Se7 9.fxe6 dxe6, was mit 10.Le4 mehr oder weniger widerlegt wird.
8…Sf6
Das ist der einzig korrekte Zug und zugleich eine Neuerung. Daher muss ich auf meine 22 Internet-Partien, in der ich diese Stellung hatte, zurück greifen.
In 21 von 22 Partien schlug Weiss den Bauern. Nur ein Gegner, der zuvor angenommen hatte, entschloss sich zu 9.De2. Mein Gegenzug, 9…Sc6 war stark. Er spielte 10.Le3 und hier empfiehlt der Computer das paradoxe 10…exf5, was einem Gambit-Spieler natürlich nicht in den Sinn kommt, aber tatsächlich steht Schwarz nach 11.d5 Se7 12.0-0-0 0-0 ausgezeichnet, weil er das Zentrum mit mit 13…c6 aufbrechen kann, egal was kommt. Auch mein 10…0-0 11.fxe6 war gut, doch nun hätte ich statt 11…dxe6 12.Dxe6+ 11…Tae8 wählen sollen, z. B. 12.0-0-0 Lxc3 13.bxc3 dxe6 mit schönem Spiel.
Weiss kann auch mit 9.a3 ablehnen. 9…Ld6, und jetzt versuchen, mit 10.Kf2 die Stellung zu befestigen. Das Manöver Ke1-f2-g2 ist immer zu beachten. 10…0-0 11.Kg2 Sc6 12.Sb5. Damit zwingt er mich praktisch zu 12…exf5 13.Sxd6 cxd6 14.d5 Se5 15.Le2 Dg6. Es scheint mir, dass es für einmal besser ist, wenn Weiss einen Doppelbauern hat, statt Schwarz, daher 9…Lxc3 10.bxc3 exf5 Schwarz dürfte einen kleinen Positionsvorteil haben.
9.Lf4 ist nach 9…0-0 10.exf6 Zugumstellung.
9.fxe6 fxe6
Auch 9…0-0 ist spielbar, aber der Textzug ist flexibler, er hält sich die lange Rochade offen. Schwarz hat für den Bauern Druck auf der langen Diagonale und auf der d- und f-Linie. Hier bekam ich die verschiedensten Antworten vorgesetzt.
10.De2?! war die häufigste Antwort.
Hier spielte ich anfangs 10…0-0, was meist nach 11.Dxe6+ Kh8 ziemlich schnell gewann, weil das auf der Hand liegende 12.Df5 De8+ 13.Sge2 wegen 13…Se4 schlecht ist. Weiss müsste 12.Dh3 finden, was aber keiner tat. Danach hätte ich nichts besseres als 12…Lxf3 13.Dxh5 Lxh5 mit einem Bauern weniger.
Nach einer Computer-Konsultation fing ich mit 10…Sc6 an. Das ist nun wirklich kein Zug, den man am Brett findet. 11.Dxe6+ Kf8 12.Df5 Dxf5 13.Lxf5 Sxd4 ist für Weiss nicht spielbar. Der beste Zug ist noch 11.Le3 0-0-0 12.a3 Da5 13.Tc1 Lxc3 14.Txc3, denn auch auf bxc3 kommt Sxd4, 14…Sxd4 15.Lxd4 Txd4 16.Dxe6+? Td7. Keine Frage, wer das Sagen hat. Schwarz steht auf Gewinn.
10.Da4+ Sc6 war die zweit häufigste Antwort.
Nun kam in jeder Partie 11.Le3, 11.d5 geht ja nicht. 11…0-0-0 liegt auf der Hand, aber wahrscheinlich bietet 11…0-0 die besseren Aussichten, nach etwa 12.0-0-0 Lxc3 13.bxc3 De8 14.Kb1 e5. Weiss hat gewaltige Probleme. Nur 15.Dc2 exd4 usw. scheint noch spielbar. 15.d5? e4 16.fxe4 Se5, ich gewinne den e-Bauern, und c4 schwächelt auch.
Nach der Alternative 11…0-0-0 12.0-0-0 braucht es schon den Computer-Zug 12…Da5, um die Sache im Lot zu halten. 13.Sge2 Lxc3 14.Sxc3 Dxa4 15.Sxa4 Sxd4 16.Lxd4 Txd4 17.Thf1. Das hatte ich mehrmals. Die Jungs geben sich gegen Kevins Gambit mit wenig zufrieden.
10.Lf4 die dritt häufigste.
Ich spielte immer 10…Sc6, aber 10…0-0 ist ebenfalls zu beachten. Es sieht so aus, als ob Schwarz auch hier forciert in Vorteil kommt. 11.a3 Lxc3 12.bxc3 Sc6 ist aber nur Zugumstellung im Vergleich zu 10…Sc6.
10…Sc6. Darauf kamen die schwachen Gegenzüge 11.g4?! Da5 12.Sge2 0-0-0 13.0-0 Sxd4 14.Sxd4 Td4 15.Le3 mit grossem Vorteil für Schwarz und 11.Le4? 0-0-0. Hier müsste Weiss schon 12.Lxc6 Lxc6 13.Le5 spielen, um nicht direkt zu verlieren. Trotzdem, Schwarz steht nach 13…Sd7 klar auf Gewinn.
Das einzig Vernünftige ist 11.a3 Lxc3 12.bxc3 0-0, was 13…e5 droht. 13.g4 De8 14.De2 e5 ändert nichts an den Tatsachen, denn auf 15.dxe5 kommt 15…Sxg4 und Weiss fällt auseinander. 13.Le3 e5 14.d5 Sa5 und die weisse Stellung wird mit 14…c6 ausgehebelt. Weiss tut gut daran, wenigstens den c-Bauern vom Brett zu nehmen: 13.Lxc7 Tac8. 14.Lf4 e5 läuft ins Verderben, daher 14.Ld6 Tfd8 15.g4 Dh6 16.Lg3 Sa5 17.Dc1 Sxg4 18.Dxh6 Sxh6 19.Le4 Lxe4 20.fxe4 Sg4. Der c-Bauer läuft nicht davon. Schwarz kann später wählen, ob er ihn mit den Springer oder dem Turm schlagen will und wird danach wegen seinem Entwicklungsvorprung im Vorteil sein.
10.Le3. Dieser bescheidene Zug kann die weissen Probleme auch nicht lösen. Die Alternativen 10.Le2 Sc6, 10.Ld2 0-0 und 10.a3 Ld6 scheinen ebenso wenig zu versprechen.
Ich antwortete zweimal mit dem schwachen 10…Sc6 und hatte nach 11.g4 Df7 12.Sge2 nichts als einen Bauern zuwenig.
Richtig ist 10…0-0.
Auf 11.Dd2 kann 11…c5 kommen, um nach 12.a3 mit 12…Sc6 zum Angriff zu blasen. 13.axb4 cxd4 14.Lf2 dxc3 15.Dxc3 Sxb4 16.Dxb4 Lxf3 17.Le2 Lxe2 18.Sxe3 Df3 19.0-0 Dxe2.
11.De2 Sc6?! 12.0-0-0 Da5. Noch sind nicht alle Schwierigkeiten überwunden. Schwarz muss den Durchbruch e5-e4 anstreben, z. B. 13.Dc2 Lxc3 14.bxc3 e5 15.d5 e4 16.fxe4 Se5 mit Ausgleich. 11…Sc6 ist kein Zwangszug. Auch 11…e5 oder der Computervorschlag 11…Sbd7 kommen in Betracht. 11…Sbd7 hat den Vorteil, dass nach dem thematischen 12.0-0-0 Lxc3 13.bxc3 Da5 14.Kb1 e5 der Springer nicht in den Gegenangriff 15.d5 hinein läuft.
Weiss sollte Kevins Gambit ablehnen.
Das abgelehnte Gambit
1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3 Dh4+ 7.g3 Dh5
Erstaunlich, dass siebzehn mal (!) 8.Kf2?? kam, was mir 14 Punkte netto einbrachte, wegen 8…Lxc3 9.bxc3 fxe4 und Weiss kann aufgeben.
Erste Variante
8.Ld2. Ein logischer Zug. In meiner Blitzdatenbank kommt er 51 Mal vor. Selbstverständlich folgte ich der Computer-Empfehlung 8…Sc6, welche ebenso logisch ist. Doch gerade sehe ich, dass Stockfish 8…Sh6 nach langem Rechnen vorzieht. Das habe ich noch nie gespielt. 9.a3 Lxc3 10.Lxc3 0-0 mit Ausgleich, laut Maschine. Mag sein. Jedenfalls bin ich mit 8…Sc6 immer gut gefahren, ohne gleich das Läuferpaar herzuschenken.
Eigentlich gibt es drei prinzipielle Züge für Weiss, aber einer davon ist nie vorgekommen, nämlich 9.Sb5. 9…0-0-0 geht wegen 10.Sxa7+ nicht. Laut Computer reicht 9…Tc8 zum Ausgleich, das scheint mir denn doch ein mickriger Zug. Bleibt noch 9…Lxd2+ 10.Dxd2 0-0-0 11.d5 Se5 12.Le2 Sf6. Das sieht gewagt aus, aber Weiss hat wegen seinem Enwicklungsrückstand keine Zeit, a7 zu nehmen. Er hat zweierlei Möglichkeiten zum Angriff:
13.f4 sieht aus, wie wenn Weiss mutwillig sein Zentrum zerstören will. 13…Seg4, jetzt ist 14.e5 Se4 schwach, aber 14.d6 bietet sich an. 14…c5 15.Sxa7+ Kb8 16.Sb5. Das droht einen Mattangriff mit Dd1-a4-a7. 16…Lxe4 17.Lf3 Lxf3 18.Sxf3 Se4 19.Dd3. Die Drohung Da3 muss mit 19…Kb7 abgewehrt werden, nach 20.0-0 sollte Schwarz sofort mit 20…g5 zum Gegenangriff schreiten.
13.c5 dürfte einen bis ins Mark erschüttern. Auf 13…a6 kann Weiss gleich auf zwei Arten seinen Springer opfern. 14.cxb6 axb5 15.bxc7 Tde8 16.f4 Sxe4 17.De3 Dh6 18.Da7 Kxc7 19.d6+ Sxd6 20.fxe5 Sc4 21.Lxc4 bxc4 22.Td1 mit grossem Vorteil. 14.Sxc7 Kxc7 15.Db4 b5 16.a4 fxe4 17.axb5 ist hingegen weniger gut. Nun bin ich kein Freund solcher Verteidigungen, aber wenn wirklich einmal einer 9.Sb5 spielt, würde ich es mir zeigen lassen.
(1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3 Dh4+ 7.g3 Dh5 8.Ld2 Sc6)
9.a3 wurde am zweitmeisten gespielt 9…Ld6 10.e5 Le7 11.Le3 0-0-0 12.Da4 Kb8 13.0-0-0 g5 ergibt ein volles Spiel für beide Seiten, wobei ich eher die Weissen vorziehe.
(1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3 Dh4+ 7.g3 Dh5 8.Ld2 Sc6)
9.d5 hatte ich weitaus am meisten. 9…Se5 10.Le2 Sf6. Das entdeckte ich erst nach mehreren leidvollen Erfahrungen. Es ist der einzig vernünftige Zug in dieser Stellung. 11.f4. Der Reflexzug. Natürlich gehen viele Züge, wie z.B. 11.a3 oder 11.Db3, aber so einen Doppelangriff lässt man sich im Blitz nicht entgehen, oder? 11…Seg4. Nun hat Weiss ein Problem, denn e4 hängt, und 12.e5, was immer gespielt wurde, ist wegen 12…Lxc3 13.Lxc3 Se4 14.Lf3 Dg6 schlecht.
Notwendig ist 12.h3 Lxc3
13.Lxc3 Dh6
14.e5 Se4 ist schlicht schlecht. Das verlockende 14.Lf3 trifft auf 14…Se3, und nach 15.Dd3 fxe4 geht 16.Lxe4 Sxe4 17.Dxe4 wegen 17…Sxc4 nicht.
14.Lxg4 Sxg4 15.Df3 Sf6 mit gutem Spiel für Schwarz.
14.exf5 Se3 15.Dd3 Sxf5 16.Th2 0-0 ebenso.
13.bxc3 Sxe4 14.Lf3 sieht wie ein Figurengewinn aus, aber es kommt 14…Dg6 und jetzt führt
15.hxg4 fxg4 16.Lxg4 0-0-0 zu einem brutalen Angriff. Es droht 17…h5, deshalb 17.Th3 exd5 18.Lh5 Dc6 19.Le3 Dxc4. Nach 20.Dc2 gibt allein schon 20…Dxc3+ genügend Kompensation, aber vielleicht kann man auch mit 20…c5 auf Angriff spielen.
Besser ist 15.Lxe4 Sf6 16.Lf3 Dxg3+ 17.Kf1. Stockfish bewertet das Opfer mit 0.00. Meine Empfehlung ist 17…exd5 18.De1+ Se4 19.cxd5 La6+ 20.Le2 Ld3, was Weiss praktisch zu 21.Dxg3 Sxg3+ 22.Kg2 Sxe2 23.Sxe2 Le4+ 24.Kf2 Lxh1 25.Txh1 zwingt.
Zweite Variante
(1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3 Dh4+ 7.g3 Dh5)
8.De2. Ein bescheidener Zug (20 Versuche). Ich erwiderte praktisch immer 8…Sc6, was aber objektiv nicht am stärksten ist. Aber es ergibt ein volles Spiel nach 9.Le3 Sge7 10.0-0-0 Lxc3 11.bxc3 0-0. Korrekt wäre eigentlich 8…fxe4, nun ist 9.Lxe4 Sc6! 10.d5 Sd4 11.Dd3 e5 ungünstig. Daher 9.fxe4 Lxc3+ 10.bxc3 Dxe2+ 11.Kxe2 Sf6 12.Ke3 oder 11.Sgxe2 Sf6 12.d5 e5. Beide Male mit dem besseren Endspiel.
Dritte Variante
(1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3 Dh4+ 7.g3 Dh5)
8.Sfe2 sieht aus wie ein Versehen, ist aber keineswegs harmlos und eine der wenigen Varianten, wo ich ein negatives Score habe (15 Versuche).
8…Dxf3 9.Tf1 und jetzt? 9…Dh5 10.exf5 Dxh2 11.fxe6 Sf6 12.Lf4 erwies sich als höchst bedenklich. Somit 9…Dg2 10.exf5 Sf6 11.fxe6 dxe6 12.Dc2 Sc6 13.Lf4 0-0-0 14.0-0-0. Weiss hat ein schönes harmonisches Figurenspiel. Sein Vorteil ist nicht gross, aber spürbar. Man kann 8.Sge2 durchaus als positionelle Falle betrachten.
8…fxe4. Darauf kam ich erst, nachdem ich einige Nuller eingefahren hatte. Der Zug gleicht mindestens aus.
9.fxe4 Sf6 10.0-0, und jetzt ist 10…Sc6 der einzige Zug, der Nachteil vermeidet, und Schwarz sogar in Vorteil bringt. Darum sollte Weiss 10.a3 spielen, was wegen 10…Sxe4 dubios aussieht. 11.Tf1 Sxc3 12.Sxc3 Dxd1+13.Kxd1 Lxc3 14.bxc3 Sc6 15.Ta2 0-0-0 16.Tf7 . Wer sieht im Blitz schon, dass Weiss trotz Bauernverlust einigermassen okay steht?
9.Lxe4 Lxe4 10.fxe4 ist besser. Auch hier muss Schwarz genau spielen, um Nachteil zu vermeiden, nämlich 10…Df3 11.Tf1 Dxe4 12.Kf2 Dg4 13.Kg2 Lxc3 14.Sxc3 Dxd1 15.Txd1. Auch hier hat Weiss gute Kompensation.
Mein Problem lag darin, dass die Schlüsselzüge 10…Sc6 und 10…Df3 so gar nicht auf der Hand lagen. Jetzt, wo ich sie kenne, haben meine Gegner ein Problem und versuchen mit untauglichen Mitteln den Bauernverlust abzuwenden. Kein Wunder habe ich alle Partien mit 8…fxe4 gewonnen.
Vierte Variante
(1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3 Dh4+ 7.g3 Dh5)
8.Lf4 greift c7 an, auf 8…Sc6 kommt 9.d5 und auf 8…Sf6 9.e5. Das ist nach 9…Sg8 spielbar, aber man erwartet schon etwas mehr als das. 8…fxe4 ist die Lösung.
9.Lxe4 Sc6 10.Sge2 [10.Lxc7 Sf6] 10…Sf6 11.0-0 0-0. Es braucht schon etwas Mut, und vor allem Computerhlfe, um zu erkennen, dass man c7 ohne weiteres ein paar Züge lang einstehen lassen kann. Hier und im vorigen Zug wird 12.Lxc7 mit 12…Sxe4 widerlegt, z.B. 13.fxe4 Txf1+ 14.Dxf1 Tc8 15.Lf4 e5. Schwarz steht gut.
9.fxe4 Dxd1+ 10.Txd1 Lxc3 11.bxc3 Sf6 12.d5 d6 mit Positionsvorteil.
Fünfte Variante
8.Le3 spekuliert auf Generalabtausch auf e4 und d1 (8 Versuche). Der taktische Trick 8…Sf6 ist zu riskant. Dies ist zwar eine der wenigen Stellungen, in denen man 9.exf5 exf5 zulassen kann, 10.Dd2 0-0 11.0-0-0 d5 mit guten Chancen. Aber 9.e5 Sg4, jetzt nicht 10.fxg4 Dxg4 mit Qualitätsgewinn. 10.Ld2 Sxh2 11.d5 Lxc3 12.bxc3 exd5 13.cxd5 Lxd5 14.Le2 und der Springer bleibt auf h2 stecken.
Wenn Schwarz nicht ins Endspiel gehen will, muss er 8…Sh6 oder 8…Se7 spielen. Besonders von 8…Se7 ist die Maschine angetan. 9.Dd2 0-0 10.exf5 Lxc3 11.bxc3 exf5. Das ist nicht von der Hand zu weisen.
In der Rückblende habe ich mit 8…fxe4 die besten Geschäfte gemacht, weil praktisch jeder hier den Fehler 9.fxe4? beging. 9…Dxd1+ 10.Txd1 Sf6. Wenn er keinen Bauern verlieren möchte, muss er 11.d5 spielen. Nach 11…0-0 steht Schwarz klar besser. 9.Lxe4 Lxe4 10.fxe4 ist korrekt. Nach 10…Dxd1 11.Txd1 Sf6 12.e5 Se4 13.Sge2 0-0 14.Tf1? steht Schwarz gut. 14.a3 ist etwas besser, aber auch dann habe ich das bessere Endspiel: 13…Sxc3 13.Sxc3 Lxc3+ 14.bxc3 Sc6.
Harmlose Varianten
(1.d4 e6 2.c4 b6 3.e4 Lb7 4.Sc3 Lb4 5.Ld3 f5 6.f3 Dh4+ 7.g3 Dh5)
8.a3 ist nur halbwegs spielbar. 8…Lxc3+ 9.bxc3 fxe4 10.Lxe4. Das Endspiel nach 10…Lxe4 11.fxe4 Dxd1 12.Kxd1 wäre etwas besser für Schwarz. Hingegen hat Schwarz mit 10…Sc6 klaren Vorteil, etwa nach 11.Lf4 Sf6.
8.d5 ist ebenfalls witzlos. 8…Sa6 9.exf5 Sc5 10.fxe6 dxe6 und jetzt geht 11.dxe6 wegen 11…0-0-0 nicht.
Kevins Gambit ist vollkommen korrekt. In den meisten Varianten ist es nicht Weiss, der um Vorteil kämpft, sondern Schwarz. Weiss spielt 6.f3, um ein mächtiges Zentrum zu errichten. Dieses Zentrum kann er aber in keiner Variante beisammen halten. Sobald sich diese Erkenntnis durchgesetzt hat, wird die Aufgabe von Schwarz schwieriger werden, als sie jetzt noch ist. 8.exf5, 8.Ld2 und 8.Sge2 sind starke Züge, auf die Schwarz gut vorbereitet sein sollte.