Nordisches Gambit

1.e4 e5 2.d4 exd4 3.c3

Laut Statistik sind dagegen 3…dxc3 und 3…De7 am stärksten.

3…d5 4.exd5

4.Dxd4 ist wegen 4…Sf6 nicht zu empfehlen. Jetzt leitet 4…Dxd5 5.cxd4 ins abgelehnte Göring-Gambit über. Die Hauptvariante lautet dann 5…Sc6 6.Sf3 Lb4+ 8.Sc3 Lxf3 9.Lxf3 Dc4 10.Db3 Dxb3 11.axb3 Sge7 12.0-0 0-0-0 13.Le3. Weiss steht eine Spur besser.

Interessant ist der bekannte Computer-Irrtum 6….Lg4 7.Sc3, welches die Programme 7.Le2 vorziehen. 7…Lxf3 8.Sxd5 Lxd1 9.Sxc7+ Kd7 10.Sxa8 Lh5 11.d5 Sd4 12.Ld3 Lg6 13.Lxg6 hxg6 14.Kd1 Sh6 15.Le3 Shf5 und Weiss steckt in erheblichen Schwierigkeiten. Nur der kuriose Zug 16.Tf1, welcher g2-g4 vorbereitet, indem er indirekt f3 deckt, reicht noch zu einem mühseligen Ausgleich. Man sollte Varianten, in denen sich ein Springer nach a8 oder h8 verläuft, nie trauen.

3…d3 4.Lxd3 Sc6

Hier erübrigt sich eine Analyse. Weiss hat den für diesen Stellungstyp üblichen Positionsvorteil.

3…Sf6 4.e5 De7 5.cxd4 d6 6.Sf3 dxe5 7.dxe5 Sbd7 8.Dd4 Db4+ 9.Dxb4 Lxb4 10.Ld2 Sd5 11.Lc4 S7b6 12.Lb3 ergibt einen unproblematischen Ausgleich und ist für vorsichtige Gemüter viel eher zu empfehlen als 3…d3.

3…De7

Danach erzielte Weiss nur mit 4.cxd4 Dxe4+ 5.Le3 vernünftige Resultate. 5…Lb4+ 6.Sc3 Sf6 7.Sf3. Schwarz muss aufpassen, um nicht in Nachteil zu geraten. Die Mehrheit zog das sorglose 7…0-0 und kam nach 8.Ld3 De7 9.0-0 unter Druck. 7…Sd5 droht, einen zweiten Bauern zu nehmen. Nach 8.Ld3 Sxe3 9.Lxe4 Sxd1 10.Txd1 d6 11.0-0 Lxc3 12.bxc3 Sd7 hat Weiss meines Erachtens einfach einen gesunden Bauern weniger. Somit 8.Dd2 Sxe3 9.fxe3 Lxc3 10.bxc3 0-0 11.Ld3 De7 12.0-0. Weiss hat im beweglichen Zentrum, der offenen f-Linie und dem Entwicklungsvorsprung genügend Kompensation.

3…dxc3

Sowohl nach dem „unechten“ 4.Sxc3 als auch nach dem „echten“ Nordischen Gambit 4.Lc4 hat Weiss ausgezeichnete Resultate erzielt.

Das unechte nordische Gambit

4.Sxc3 

Danach braucht es keineswegs auf ein Göring-Gambit mit 4…Sc6 5.Sf3 hinaus zu laufen. Es gibt eine Alternative:

4…d6 5.Lc4

mit 4…d6 hat Schwarz ein positives Score erzielt.

5…Le6, die Idee von 4…d6, schnitt kurioserweise am besten ab. Der Zug kann nicht wirklich gut sein. 6.Lxe6 fxe6 7.Db3 Dc8.  Hier wurden 8.Sf3 und 8.f4 probiert, giftiger ist hingegen 8.Sh3. Der Springer kann nach g5 oder f4 hüpfen. Es kommt nur 8…Sc6 inFrage, um auf 9.Sg5 Sd8 zu haben. Die natürlichen Entwicklungszüge für Schwarz sind nun Sf6 und Le7. 9.0-0 Sf6 10.Le3 Le7. Hier habe ich einen taktischen Trick herausgetüftelt.  11.Sf4 Sd8 12.Tad1 0-0 13.e5 

13…dxe5 14.Txd8 Txd8 15.Sxe6 Kh8 16.Sxd8 Lxd8 17.Df7 h6 18.Td1 mit gewaltigem Druck.

13…Se8 14.Sfd5 Sc6 15.Sxe7 Sxe7 16.Lg5

13…Sg4 14.Scd5 Lh4! 15.exd6 cxd6 16.g3 exd5 17.Dxd5+ Tf7 18.gxh4

So etwa sieht Grossmeister-Vorbereitung aus. Keine der Varianten ist gewonnen, aber sie stellen Schwarz vor gewaltige Probleme, Weiss aber nicht, denn das ist ja eingeübt.

5…Sc6 ist der Computerfavorit. Nach 6.Sf3 Sf6 geht das Spiel ins Göring-Gambit über. 7.Sg5 Se5 8.Lb5+ c6 9.f4 und 8.Lb3 h6 9.f4 hxg5 10.fxe5 sind etwa gleichwertig.

5…Sf6 leitet ebenfalls ins Göring-Gambit über. 6.Db3 Dd7 7.Sf3 Sc6 8.Sg5 Se59.Lb5 c6 10.f4 lautet dort der theoretische Bescheid.

Das echte Nordische Gambit

1.e4 e5 2.d4 exd4 3.c3 dxc3 4.Lc4

Verschmäht Schwarz den Bauern entsteht entweder das unechte Gambit oder das Göring-Gambit.

4…cxb2 5.Lxb2 

Die statistischen Daten sind für Weiss beeindruckend. Ich vermute, dass das daran liegt, dass die Materialisten glauben, dass zwei Plusbauern vollautomatisch und auch ohne Theoriekenntnisse gewinnen. Die beliebteste Variante 5…d5, in der Schwarz sofort zurückgibt, ist zugunsten von Schwarz ausgegangen, was meiner Meinung nur davon kommen kann, dass das Nordische Gambit bevorzugt von Patzern gespielt wird.

Die Schlechter-Verteidigung

5…d5 6.Lxd5

6…Sf6

Die Hauptvariante. 7.Lxf7+ Kxf7+ 8.Dxd8 Lb4+ 9.Dd2 Lxd2+ 10.Sbxd2 mit Ausgleich.

6…Lb4+

Darauf gibt es nur eine gute Antwort, nämlich 7.Sd2 weil dann der Bg7 und der Lb4 hängen. 7…Sf6 ist schlecht wegen 8.Da4+ c6 9.Lxf7+, dasselbe sollte Weiss auf 7…f6 spielen. 7…Lxd2+ 8.Dxd2 Sf6 9.Dg5 0-0 10.Td1 De7 11.Se2 c6 12.Lb3 mit glänzender Kompensation.

6…Sc6

Das wird kaum je gespielt. 7.Db3 Lb4+ 8.Sc3 De7 9.Sf3 Sf6 10.0-0 Sa5 ist die natürliche Zugfolge. Auch 10…0-0 ist spielbar, aber wegen 11.e5 vielleicht etwas unangenehmer. Züge wie 11.Dd1 oder 11.Dc2 sind sicher nicht falsch, aber wenn schon Gambit, dann richtig: 11.Lxf7+ Kf8 12.Da4. Der Läufer muss paradoxerweise nach d7 gelockt werden, damit er später belästigt werden kann. 12…Kxf7 13.e5 Lxc3 (13…Sd7 14.e6+) 14.bxc3 Sd5 15.Lxa5 wäre schlecht. 12…Ld7 13.Dd1, jetzt verliert 13…Kxf7 wegen 14.e5, zieht der Sf6 so kommt Sd5, und auf 14…Lxc3 14.Lc3 hängt der Sa5. 13…Dxf7 14.e5 

Schwarz gibt die Figur besser zurück: 14…Lc6 15.exf6 gxf6, nicht 15…Dxf6 16.Sd5, 16.Sd4 mit Ausgleich.

14…Se8 möchte die Figur behalten. 15.Sd5

15…Lc5 16.Sg5 Df5 17.Tc1 b6 18.Tc3 Dxg5 19.Tg3 +-

15…Sc4 16.Db3 Le7 17.Sxe7 Sxb2 18.Sd5, gegen die Drohung Db4+ hilft nur 18…c5, aber Weiss beginnt mit 19.Dxb7 Holz einzusammeln. 19…Le6 20.Dxa8 Lxd5 21.Dc8 Lxf3  22.Dxc5+ Kg8 23.gxf3 mit Vorteil für Weiss.

15…c5 16.Sg5 Df5 17.Dh5. Es droht 18.Sf6!

17…h6 18.e6, jetzt geht 18…Lxe6 wegen 19.Sxe6 Dxe6 20.Sxb4 cxb4 21.Dxa5 nicht. 18…g6 19.Dd1, nun hängt auch noch der Th8. 19…Lc6 20.Sxb4 Lxg2 21.Kxg2 Dxg5+ 22.Kh1 Th7 23.Sd5 Sc4 24.Lc3. Weiss steht besser.

17…Dg6 18.Df3+ Df5 19.Sf4 mit der Drohung Sfe6+. Der König muss weg. Nach 19…Ke7 20.Tad1 wird der Angriff unwiderstehlich. 19…Kg8 und Weiss muss die Züge mit Dd5+ und Df3 wiederholen.

Fantastisch, nicht?

Andere Verteidigungen

Der Computer hält die  Verteidigungen 5…Lb4 und 5…Sf6 für besser für Schwarz. In der Praxis hat Weiss aber dagegen über 70% erzielt.

5…Lb4+

6.Sd2 Sf6. Weiss sollte nicht 7.Lxf7+ Kxf7 8.Db3+ d5 9.Dxb4 dxe4 und auch nicht 7.e5 Se4 spielen, sondern 7.Sf3 0-0 8.0-0 d6. Es ist wirklich fraglich, womit er die zwei Bauern kompensieren will.

6.Sc3 Sf6. Dass hier 7.Db3 eine Neuerung ist, zeigt deutlich, dass in dieser Eröffnung nur Patzer am Werk sind. 7…De7 8.Sge2. Die Bewertung liegt bei etwa (-0.4), was bedeutet, dass für die zwei Bauern einiger Schuss da ist. Der unangenehmste Zug ist 8…a5, was den Läufer deckt. 9.0-0 ist darauf die korrekte Antwort.

5…Sf6 

Darauf kann Weiss mit 6.Sc3 in die obige Variante einlenken. Ob er das auch tun sollte, hängt davon ab, was 6.e5 bringt. 6…Lb4+ 7.Sc3 was 7…d5 so gut wie erzwingt. 8.exf6 Dxf6 9.Lb5+ c6 10.Sge2 cxb5 11.0-0 0-0 12.Tb1. Nun, hier sind zwei Bauern doch ein bisschen gar viel, zumal Schwarz mit 12…Dh4 selber zum Angriff übergeht.

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